Frankreich als Vorbild

  • von Paulo da Silva
  • 23 Okt., 2018

Ein Leserbrief incl. Erwiederung --

Als zentralen Punkt des Leserbriefes identifiziere ich die „verfehlte Straßenplanung“, wobei ich den Begriff Verkehrsplanung nutzen würde.

Dol-de-Bretagne und Avranches findet man bei Google-Maps auch im Streetview. Dort kann man sich bebildert alles anschauen (Ein Mittel der Stadtplanung wollte man in Deutschland ja leider nicht): die beiden Orte mit rund 6000 bzw. 8000 Einwohnern liegen jeweils an einer nationalen Fernstraße, vierspurig, mit einer Geschwindigkeitsbegrenzung von max. 110km/h. Dol-de-Bretagne besitzt einen Bahnhof, mit Anschluss an den TGV. Mit dem Zug benötigt man von Dol-de-Bretagne drei Stunden, statt vier mit dem Auto bis Paris. Avranches hat einen Autobahnanschluß. Zum Zug muss man erst nach Rennes, um dann immer noch Minuten schneller in Paris zu sein, als mit dem PKW.

Zurück zu Warendorf: Laut Daten (Quelle: Stadt Warendorf, Lärmaktionsplan - Stufe 3, der am 31.Oktober 2018 im Rat behandelt wird) lauten die Verkehrsmengen (Angaben in Kfz/24h, DTV) wie folgt: B 64 - innerorts, im Jahr 2010: DTV 12.169, davon SV 1.456 (12,0%), 2015: 11.560, davon SV 1.064 (9,2%).

Richtig ist: eine verfehlte Planung können wir täglich erfahren: Dass nichts passiert, bzw. alles seit Jahrzehnten auf eine „Ortsumgehung“ als Lösung für alle Probleme wartet, verdanken wir dieser verfehlten Planung. Auszug aus dem Lärmaktionsplan: „Die in der 3. Stufe der Lärmaktionsplanung festgestellten Änderungen bei der Zahl der betroffenen/belasteten Personen sind nicht das Ergebnis des Lärmaktionsplans der 2. Stufe sondern ausschließlich das Resultat eines geringeren Verkehrsaufkommens bzw. einer besseren und genaueren Datenlage (Geschwindigkeiten, Fahrbahnoberflächen etc.).“ und an anderer Stelle für den Bereich der Wallpromenade: „In der Vergangenheit, wie auch in den letzten fünf Jahren wurden hier keine Maßnahmen zur Lärmminderung durchgeführt bzw. geplant.“. In den anderen Abschnitten wurden zumindest Gebäude identifiziert, an denen potentiell die Förderung im Rahmen einer Lärmsanierung möglich ist. Immerhin.

In dem Lärmaktionsplan wird uns ausschließlich eine B64n angekündigt, die folgendes dickes Plus hätte: „Hohe Lärmentlastungswirkung durch Verlagerung von Emissionen“ und „umfassende Wirkung bei ortsferner Neutrassierung“ -- Das mit dem „ortsfern“ hat man bei der Planung bisher vergessen. Ortsfern heißt hier aktuell, Stützmauern vor Privatgrundstücken, damit die Lärmschutzwände davor nicht in die Gärten rutschen. Apropos Lärmschutzwände. Im Lärmaktionsplan: „guter Schutz insbesondere der ebenerdigen Außenwohnbereiche“, leider mit dem Zusatz „kaum Schutz der oberen Stockwerke möglich“.

Straßenbaulastträger der B64 ist innerorts (noch) wie außerorts der Bund. Da in dem Lärmaktionsplan die Andreasstraße nicht mal aufgeführt ist, obwohl da genau so viel oder mehr Verkehr fließt wie auf der B64: muss man mit dem Bau der Fernstraße B64n damit rechnen, dass jegliche Verkehrsplanung von Seiten der Stadt eingestellt wird? Wird man auch in Zukunft dabei zuschauen, wie Individualverkehr und ÖPNV sich massiv im Weg stehen und in Warendorf und entlang der B64 zwei mal in der Stunde der Notstand einsetzt? Wann beginnt man zumindest darüber nachzudenken, wie die Situation an der Freckenhorster Straße und Osttor entspannt werden könnten? Denn, ich kann nur wiederholt darauf hinweisen, dass laut letzten Zahlen wir im eigenen Verkehr brutzeln: Der Anteil am Durchgangsverkehr im KfZ/24h: August-Wessing-Damm: 24%, Freckenhorster Str. 13%, Wallpromenade 31%, Splieter Str. 4%. Entnommen den Unterlagen des Verkehrsentwicklungsplan Warendorf 2012.

Die Verwaltung hat geliefert! Der Rat der Stadt Warendorf beschließt den Verkehrsentwicklungsplan 2012 in seiner Sitzung am 28. Juni 2012. Was ist seither passiert? Abgesehen von Haltepunkt in Einen/Müssingen: Nichts.

Quellen

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